Mittwoch, 28. Februar 2007

Varanasi - Herz des Hinduismus

Eva, Lina, Daniel in Sarnath
Daniel und ich





Ein heiliges Bad ganz frueh morgens...


Tolle Haeuser an der Uferfront









Dieser junge Herr hat uns ueber den Ganges geschippert




Boottrip Sonntag Morgen in der Daemmerung



Sarnath


Buddhistische Moenche in Sarnath



In Sarnath








Altstadt und Ganges von der Hotelterasse aus...




Das einzige Foto, das ich vom Verbrennungsghat habe...(Tip: anklicken und in gross angucken)



Eva und Lina beim Shoppen (Schmuck natuerlich;-))






Ueberall am Ufer kann man Boofahrten machen...





Frauen muessen im Sari baden


Am anderen Ufer des halb ausgetrockneten Ganges haben Sadhus fuer einige Wochen ihre Zelte aufgebaut...

Ein Sadhu-Pilger/Moench





Boote warten auf Kunden...

Erstmal ein Fruehstueck im Hotel...Hier Eva (Polen) und Milon (Tschech. Rep.)

Ein typisches Klo im Zug...

Am Freitag Nachmittag mussten wir uns mal wieder viel zu frueh von der Arbeit verdruecken, um zum Bahnhof zu fahren. Diesmal waren wir zu acht- ausser mir zwei Polinnen, zwei Tschechen, ein Slowake, ein Columbianer und Lina aus Litauen;-)
Der "ShivGangaExpress" ist relativ puenktlich abgefahren und die Hinfahrt war auch ganz ok, neben uns sassen zwei sehr nette Israeli, die gerade 3 Monate in Suedindien und Sri Lanka waren und die naechsten drei Monate in Nepal und Pakistan verbringen wollen, es gab also viel zu erzaehlen. Die Nacht war wieder sehr ungemuetlich kalt und laut- wie man bei dem Gebruell der durch den Zug rennenden Verkaeufer und bei so lauten Bahnhofsdurchsagen schlafen soll, ist mir ein Raetsel!!!Vor der Ankunft in Varanasi kamen dann die ganzen bettelnden Kinder, die z.B. kurz den Boden des Abteils wischen, und dann mit herzzerbrechend traurigem Blick die Hand ausstrecken und einem ueber den Arm streicheln...Dazu eine ganz besondere indische Spezialitaet: Eunuchen (wir wuerden wohl Transvestiten sagen), die in Gruppen durch den Zug laufen und recht grob um Geld "bitten". Wenn man die ignoriert, koennen die richtig unangenehm werden, begrabschen einen (die Maenner vor allem), fangen an zu singen oder noch schlimmeres- wirklich furchtbar- das ist kein Scherz, die sieht man in Indien staendig...
Um 10 Uhr sind wir dann mit 2 1/2 Stunden Verspaetung, also quasi puenktlich angekommen- zu unserer Ueberraschung wars richtig heiss...Die enge Altstadt bevor man zum Ganges gelangt, kann man nur zu Fuss durchqueren, so dass wir mit unserem Gepaeck durch das reinste Verkehrs- und Menschenchaos laufen mussten. Unser Hotel, das "Shanti-Guesthouse" war billig und eine Katastrophe, die Zimmer waren eher wie Gefaengniszellen, aber gut...fuer eine Nacht, was solls?;-)
Das dritte Bild von unten zeigt uns auf der Dachterasse des Hotels kurz nach unserer Ankunft- von da oben konnten wir dann zum ersten Mal den Ganges sehen, der momentan ziemlich klein und zum Teil ausgetrocknet ist...
Wir mussten dann erstmal realisieren, dass unser Hotel genau oberhalb des Hauptverbrennungsghats liegt (Ghats heissen die einzelnen Ufer- und Badestellen), das sog. Manarkanika Ghat, an dem 24 h und 7 Tage in der Woche Leichen verbrannt werden (bis zu 250 taeglich). Fuer religioese Hindus gibt es nichts Besseres als in einem der Vielen Hospize in Varanasi zu sterben und dann direkt am "Holy Ganga" verbrannt zu werden und letztlich im Ganges zu verschwinden... Es war wirklich krass, denn jedes Mal wenn wir an den Ghats langlaufen wollten, mussten wir da vorbei. Staendig werden in Prozessionen in Tuecher eingehuellte Leichen zu den Feuerstellen gebracht, als Tourist kann man da auch ganz nah dran gehen, wenn man will. Ich habe einmal einen Fuss gesehen, der dann von den dafuer zustaendigen Typen mit einem Holzstumpf weiter in das Feuer gestossen wurde...Um das Feuer rum sind nur maennliche Angehoerige und es ist strengstens verboten zu weinen (deshalb sind die Frauen ausgeschlossen;-)) denn die nun vom Koerper befreite Seele, die vollstaendig von dem Koerper befreit werden muss und der deshalb auch vollstaendig zerstoert und verbrannt werden muss, darf keine Trauer auf dem Weg zum naechsten Leben aufnehmen...An diesem Ghat sind riesige Holzpyramiden aufgestapelt und immer haengt ein dicker Rauch in der Luft, was besonders abends irgendwie gespenstisch ist.
Ansonsten sind die Ghats eigentlich ganz schoen. Varanasi ist eine der aeltesten ununterbrochen bewohnten Staedte und die halb zerfallenen, aber dennoch herrschaftlichen Gebaeude am Ufer strahlen viel Charme aus. ueberall sieht man Pilger, die ein Bad nehmen, Frauen, die in Saris baden oder Kleider waschen, Maenner die am Ufer beten oder sich mit Shampoo und Seife im Ganges waschen, Sadhu-Moenche, die anderen Hindus lehren, wie man ein guter Hindu ist, spirituelle Touristen, die Yoga machen etc...
Allerdings ist Varanasi fuer die Touristen schwierig: Ungelogen alle 5 Sekunden wird man angegrabscht und angesprochen, "Hashish, Massage, Yoga-Lesson, very cheap Silk..." Es ist unglaublich nervig...Als wir unwissend am Anfang versucht haben, Fotos vom Scheiterhaufen zu machen, sind gleich 10 Typen auf uns zugerannt, die uns fast schlagen wollten, weil wir es gewagt haben, ein Foto von einem leeren Feuer machen zu wollen...Als Tourist darf man den Pilgern und Moenchen etc zu schauen, wird aber immer sehr skeptisch beaeugt, in die Hindu-Tempel darf man als Nicht-Hindu etwa nicht gehen, Schilder oder Hinweise auf Englisch sucht man vergeblich...Als wir am Samstagabend zu einem nahe gelegenen Restaurant gelaufen sind, war es neblig, kalt und ausgestorben- richtig unheimlich- es gibt natuerlich keine Bars etc.
Dazu kommt, dass Mensch und Tier in Varanasi eine Einheit bilden. Auf den Daechern sieht man hunderte (!) Affen, an den Ghats und in den engen Altstadtgassen gibt es Kuehe ohne Ende- entsprechend viele Hinterlassenschaften sind ueberall zu ueberwinden. Die Leute storen sich auch nicht daran, dass Kuehe neben Ihnen im Ganges gewaschen werden, waehrend sie da gerade ein Bad nehmen etc. Der Ganges ist schmutzig- dass wuerde ein Inder nie zugeben, denn es ist ja der "Holy Ganga", aber ich moechte in der Ploerre, die z.B. den ganzen Yamuna-Dreck aus Delhi beinhaltet, nicht schwimmen!
Ausser den Fotos an den Ghats sind drei Fotos in dem 15 km entfernten Sarnath entstanden, wo wir am Samstag Nachmittag noch schnell hingefahren sind. Hier gibt es eine Vielzahl buddhistischer Tempel zu sehen, weil Buddha hier vor 2500 Jahren seine erste Predigt nach der Erleuchtung gehalten haben soll. Auf einer tollen archaeolog. Ausgrabung sieht man den 35 m hohen Turm "Dhamek Stupa", an dessen Stelle Buddha gepredigt haben soll. Das Museum hatte leider schon zu, aber wenigstens konnten wir ein paar buddhistische Tempel aus aller Welt sehen, etwa Nepal, Tibet und Japan. Es ist so eine Sache bei mir mit den Religionen- ich habe keine Ahnung, will mich jetzt aber etwas mehr sowohl ueber Hinduismus, Sikhismus und jetzt dann wohl auch den Buddhismus informieren...
Am Sonntag Morgen sind wir heldenhaft um halbsechs aufgestanden, um wie alle Touristen den Boottrip bei Sonnenaufgang zu machen. Zu unserem Schock war die Sonne aber nicht zu sehen, weil es geregnet hat...Gott sei Dank hat das dann aufgehoert, so dass Daniel und ich (den anderen wars zu nass) doch noch ein Boot bestiegen haben. Zwar wurde das Gangesufer nicht von Sonne beschienen, aber es war dennoch eine atemberaubende Atmosphaere- diese Stille so frueh morgens, badende und sich waschende Hindus, betende und meditierende Leute, waschende Frauen...
Leider hat es bis zu unserer Abfahrt um 14 Uhr geregnet, so dass die engen Gassen und das Burning-Ghat noch ekliger wurden, und sich der Kuhdreck etc. langsam verfluessigt hat.
Fazit: Es war toll, einmal in Varanasi/Benares gewesen zu sein, aber anderthalb Tage waren viel zu kurz und dazu hatten wir noch Pech mit dem Wetter. Die 16-stuendige Rueckfahrt steckt mir immer noch in den Knochen, es war so kalt (die Fenster lissen sich natuerlich nicht richtig schliessen), dass ich mal wieder leicht erkaeltet bin...
Aber wenigstens weiss ich jetzt, dass ich nicht nochmal dahin muss und viel mehr als zwei Tage braucht man da auch nicht unbedingt, es sei denn man moechte Yoga oder Hindi lernen etc...
Einen kurzen Neuigkeitenbericht schreibe ich morgen noch kurz, denn am Freitag ist Feiertag- Holi steht vor der Tuer;-)





























Donnerstag, 22. Februar 2007

Langsam wirds stressig...

Also waehrend die ersten zwei Monate bei RocSearch eigentlich ziemlich locker waren und ich sowie die anderen Praktikanten nicht so sehr gepusht wurden, ist es jetzt doch echt stressig hier. Gestern sollte ich z.B. eigentlich die Vielfliegerprogramme verschiedener Airlines analysieren, was mir auch echt Spass gemacht hat. Weil es aber bei einem anderen Projekt auf die Kuerze nicht genug Leute gab, musste ich um 13 Uhr auf ein sehr schwieriges Projekt umsteigen, bei dem es um das Recherchieren verschiedener Krankheiten geht. Zu drei verschiedenen und seltenen Krankheiten wie "Hairy Cell Leukemia" sollte ich Daten finden, diese im Business-English-Stil in Powerpointfolien anhand knackiger Saetze einfuellen (dafuer gibt es extra Formatting-Guidelines, die ich erst noch lernen musste). Allerdings natuerlich nur Daten und Saetze, die auch wirklich stimmen und die von serioesen Quellen kommen- also am Besten nochmal Infos dazu finden, und die Daten und Prozentsaetze abgleichen...Dann muessen auf jeder Powerpoint-Folie noch zwei schoene Graphen bzw. Grafiken entstehen, die die entscheidenden Aussagen schoen handlich darstellen. Klingt toll, aber wie ueblich wurde mir einfach nur gesagt, ich haette bis zum Abend drei Krankheiten abzudecken, weil am Freitag ja schon wieder Deadline ist. Ich hab nur zwei geschafft, also sollte ich heute vier machen...

Das Problem bei RocSearch ist, dass es wirklich mitarbeiterunfreundliche Auswuechse gibt. Die Manager legen die Deadlines extra knapp, auch wenn darunter die Qualitaet leidet, um die Klienten zu beeindrucken und neue Auftraege an Land zu ziehen. Unser Mitarbeiter Kabir, der Linda und mich so oft nach Hause faehrt, wird als Senior Research Analyst natuerlich noch viel staerker rangenommen- er hat keine Freizeit und wenn ein Projekt nicht fertig ist, muss er eben Samstag oder auch Sonntag arbeiten (Oeffnungszeiten 24/7)- natuerlich ohne ein Extra-Gehalt. Die Business Development-Abteilung war gerade in den USA und hat in zwei Wochen mit 50(!)potentiellen neuen Klienten gesprochen und inzwischen werden Auftraege hier auch schon abgelehnt, denn obwohl staendig neue Leute eingestellt werden- fuer diesen agressiven wachstumspfad sind es nie genug!

Etwas kurz kommen hier so sachen wie gemeinsame Bueroaktivitaeten oder -ausfluege um mal das Gemeinschaftsgefuehl zu staerken- aber dafuer waere vermutlich eh keine Zeit;-)

Im Moment nervt es halt wahnsinnig, immer erst um neun oder halbzehn aus Noida wegzugehen, denn die Laeden in M.Nagar machen um 22 Uhr zu, d.h. ich kann nicht mal einkaufen (morgens machen die auch erst um 10 auf) und deshalb gibts morgens oft kein Fruehstueck, weil etwa das Brot mal wieder ausgegangen ist bzw. niemand Neues gekauft hat...Wenn man dann abends zwei Stunden zuhause war, muss man schon wieder ins Bett, oder sollte zumindest;-)

Gestern sind wir aber zu spaeter Stunde mal wieder Essen gegangen (nach 11 Stunden im Buero hat man Hunger!!!) und zwar in ein sehr teures, aber schickes Restaurant namens "Punjabi by Nature" im schicken Markt von Priar, ganz in der Naehe von Vasant Vihar...Es war toll, aber viel zu viel und ungesund ist das ja auch immer so spaet zu essen, aber "wat weellste maaaaache?"

Ein typisch indischer Vorfall war gestern wieder zu beobachten: Die Einkaufsmeile von Priar ist topmodern, mit allen grossen westlichen Markenhaeusern, Discos, guten Restaurants, schicken Leuten...Dann steht man dort vorm Restaurant und ploetzlich sieht man 6 fette Kuehe (die sind hier uebrigens nie schwarz-weiss sondern gelblich) im schnellen Schritt auf einen zustapfen, so dass man schnell aus dem Weg gehen muss. Die Inder reagiern darauf nicht, aber fuer uns ist das jedesmal echt irre- schliesslich leben hier die Kuehe echt zusammen mirt den Menschen! Abends sieht man die Viecher oft an den Muellsammelstellen fressen oder mit dem Kopf in einem vollen Muelleimer stecken...Aber die Einstellung der Inder zu Tieren ist schon komisch: Sie werden in Ruhe gelassen, aber es kuemmert sich auch niemand richtig um sie- genauso ist es auch mit den Abertausenden streunenden Hunden...

Morgen soll es in die heiligste Stadt der Hindus nach Varanasi an den Ganges gehen- Zugtickets haben wir schon gekauft. Allerdings fangen jetzt die Leute schon an, wieder abzuspringen, denn hin und zurueck werden wir 30 Stunden (!) im Zug sein, um dann anderthalb Tage in Varanasi zu haben...Naja, es wird superstressig und ich weiss nicht, warum ich mich dazu habe ueberreden lassen, aber das wohl immer ueberfuellte Varanasi mit den Leichnverbrennungen und Badestellen am "Holy Ganga" muss man eigentlich schon gesehen haben...

Der Anschlag auf den "Friedenszug", von dem ja offenbar auch in deutschen Medien berichtet wurde, ist natuerlich ein grosses Thema hier und wirklich schlimm- gerade habe ich noch so humorvoll von der Grenzzeremonie gesprochen und jetzt sieht man halt mal wieder, dass es auf beiden Seiten Extremisten gibt, die einfach keien Frieden zwischen Indien und Pakistan wollen...Wenn wir morgen in den Nachtzug steigen, wird das sicher mit einem mulmigen Gefuehl sein, aber wir fahren zumindest gen Osten und nicht Richtung Pakistan...

So, ich hoffe, alle haben Karneval gut ueberstanden- obwohl der FC den Koelnern ja wieder allen Grund gegeben hat, am Montag noch ein paar Koelsch mehr zu trinken;-) Ich muss DRINGENDST arbeiten...

Sonntag, 18. Februar 2007

Mal ein Sonntagsbericht...

Ich sitze gerade mal wieder ziemlich uebermuedet im Internetcafe in Malviya Nagar, ein anstrengendes Partywochenende liegt hinter mir...

Die letzten Tage waren mit Abstand die stressigste Arbeitswoche bisher. Wir mussten dieses Webseiten-Projekt unbedingt bis Freitagabend fertigstellen und ich war deshalb sowohl Donnerstag als auch Freitag fast 11 Stunden am Arbeiten. Aber eigentlich fand ich das ganz cool, weil die werten Manager uns endlich mal etwas Verantwortung uebergeben haben und ich/wir nicht schon wieder einfach nur etwas im Internet recherchieren mussten. Meistens ist es wirklich ziemlich langweilige Arbeit, denn auch wenn ich mich mit recht interessanten Themen wie Private-Equity- Firmen in China oder den groessten geplanten Projekten der Indian Railways beschaeftige- Informationen darueber ueber Google und allen moeglichen News-Websites sowie bezahlte Quellen wie OneSource zu finden, ist wirklich langweilig und anstrengend, weil es schwierig ist, Signifikantes und Relevantes zu finden und herauszufiltern!

Am Freitag mussten wir uns also sehr anstrengen, fertig zu werden, und als eine der letzten Mitarbeiter sind wir gegen 21:30 Uhr mit dem nachts kostenlosen Company-Cab aus Noida weggefahren. Daniel, Neha und ich wollten uns dann erstmal ein richtig gutes Abendessen goennen, weshalb wir uns zur Defence Colony haben fahren lassen und in einem huebschen Restaurant namens Moti eingekehrt sind. Und wie gut es wieder geschmeckt hat: Wieder hatten wir Fisch und Huehnchen in herrlich fettigen und oeligen Saucen, die einfach unbeschreiblich gut schmecken. Dazu frisches und warmes Roti, Butter-Naan, Cheese-Naan und noch einige andere Brotsorten. War nicht billig, aber wir koennen es uns ja, zumindest manchmal, leisten;-)

Danach haben wir dann noch drei andere Typen und ein Maedchen von Rocsearch getroffen und wollten zu spaeter Stunde mal wieder ins TC gehen. Das war dann ziemlich kompliziert, da der Tuersteher immer nur gesagt hat "Five guys and only two girls- its not possible, sir!" Mein supernetter indischer Arbeitskollege Vikas musste seine ganze Ueberredungskunst aufbieten, den Chef rufen lassen und nach ca. 20 Minuten waren wir drinnen und zwar ohne dass Geldscheine uebergeben werden mussten. Der Trick war die Auslaenderschiene, wir kaemen ja alle aus Europa und was wuerde das denn fuer einen Eindruck machen, wenn wir nicht reinkaemen etc etc;-)

nach einer recht kurzen Nacht bin ich dann am Samstag zum CP gefahren, weil ich im super modernen Emirates-Office mein Rueckflugticket umbuchen musste, weil ich zur Hochzeit meiner Cousine Ende April fahren moechte. Das war zwar vollkommen unkompliziert, hat aber leider 3100 Rs oder 55 EUR gekostet. Danach wollte ich eigentlich beim CP Schuhe einkaufen, bin aber schnell wieder vollkommen entnervt geflohen, weil es dort einfach zu viele Touristen und deshalb zu viele Bettler, Betrueger und aufdringliche Haendler gibt. Ich bin dann endlich einmal ins National Museum gegangen, das fuer Studenten nur 1 Rupie kostet, also quasi gar nix. Das Museum ist gross und hat eine unglaubliche Anzahl archaeologischer Fundstuecke, beschaeftigt sich aber nicht mit der Gegenwart oder der naeheren Vergangenheit und war deshalb mit etwas Restalkohol und zu wenig Schlaf harter Tobak fuer mich. Das Museum ist nicht gerade schoen- alte Raeume, schlechtes Licht, leere Vitrinen, geschlossenen Raeume, kaum Erklaerungen- das koennte man deutlich besser machen!

Am Abend haben Daniel, Natalia und ich mal wieder ein Taxi gemietet und sind in das 20 km suedlich gelegene Gurgaon gefahren- die brasilianische Karnevalsparty war nett und Wagner hat sich auch viel Muehe mit der Dekoration etc. gegeben, aber irgendwie war es eher frustrierend, weil ich halt nicht in Koeln-z.B. wie in den letzten Jahren im Weissbraeu- sein konnte...Auf diesen Parties lernt man immer so viele Leute kennen- gestern wieder mit zwei Polen, einem Argentinier, zwei Suedkoreanerinnen und was weiss ich mit wem noch geredet;-) Auch ein Koelner war dort, der mit einem Praktikum in Gurgaon angefangen hat, in Deutschland keinen Job gefunden hat und nun dort als Research Analyst fest angestellt ist...Ich hoffe trotzdem weiterhin, einen Job in Deutschland zu bekommen;-) Der Kerl war wirklich verzweifelt, dieses Wochenende nicht in Koeln zu sein und hat dann sogar versucht, ein paar koelsche Toen im Party-Laptop zu finden, was natuerlich nicht von Erfolg gekroent war.

Ob ich heute noch was grosses mache, bezweifle ich, werde wohl gemuetlich lesen und endlich mal wieder Waesche waschen. In unserer WG ist es jetzt irgendwie anders. Wir sind nun zu siebt und haben drei Chinesen, die sich nicht am normalen Ablauf beteiligen, kaum putzen, kein Brot etc fuer die Allgemeinheit kaufen...Die leben in ihrer eigenen Welt, sprechen nie Englisch untereinander, essen nur Chinesisches Zeug und sind halt auch nur fuer 6-8Wochen in Delhi und haben deshalb einfach keinen Bezug zu der Wohnung- vorher war es auf jeden Fall besser...Ich denke, es wird nicht schlecht sein, Ende April nach Hause zu fahren, weil dann auch fast alle Leute, mit denen ich hier zu Tun habe, abgereist sein werden...

Naechstes Wochenende wird vermutlich wieder gereist- evt. steht das nur 200 km entfernte Aggra und das Taj Mahal auf dem Programm! Das Wochenende danach wird in Delhi gefeiert- es steht Holi vor der Tuer, eines der wichtigsten indischen Feste, bei dem sich die Leute gegenseitig mit Farbe beschmeissen...Man kann jetzt schon ueberall hier so Farbbeutel kaufen und es wird auf jeden Fall ein Riesenspass werden!

Ein Thema, von dem ich hier noch nie gesprochen habe, waere der Strom. In Noida faellt er taeglich ca 20 mal aus, so dass man es staendig gewohnt ist, fuer eine Minute im Dunkeln zu Arbeiten. Die PCs haben natuerlich eine Notstromversorgung. Auch in M.Nagar faellt der Strom immer mal wieder aus, was besonders bei den ansteigenden Temperaturen nervig sein wird, weil dann auch die lebenswichtigen Ventilatoren ausfallen, die wir im Moment noch nicht brauchen. Inzwischen ist es aber wieder schoen warm- ca 25 Grad... Die Stromleitungen verlaufen immer ueberirdisch und haengen manchmal sehr tief, so dass man schon aufpassen muss, nicht mal aus Versehen an ein herunterhaengendes Kabel zu kommen.

Auch wenn die Infrastruktur zu wuenschen uebrig laesst, gerade New Delhi ist doch im Vergleich zu einer Stadt wie Amritsar Lichtjahre weiter entwickelt, mit breiten und guten Strassen, einer topmodernen U-Bahn, sauberen Parks, richtig huebschen Wohngegenden etc. Auch der Flughafen wird staendig modernisiert, ein neues Terminal und eine dritte Landebahn sind schon im Bau...Wie schon gesagt tut sich auch deshalb so viel, weil Delhi halt die Hauptstadt ist und man sich zu den Commonwealth-Games 2010 von der Besten Seite praesentieren will. Es wird interessant sein, zu sehen, wie Bombay (Mumbai) im Vergleich zu Delhi abschneidet.

So das wars erstmal von mir, ich wuensche allen Lesern viel Spass am Montag (zumindest die Koelner werden ja sicher zum Zoch gehen) und dann eine schoene Arbeitswoche!!

Mittwoch, 14. Februar 2007

Rueckkehr in den indischen Winter


Gedenkstaette Jallianwala Bagh










Indre zeigt sich von ihrer patriotischen Seite

Indre, Natalia und ich




Der pak. Fanblock

Ana (Tschech. republik) streichelt ein Pferd...

















Daniel ganz frueh Samstagmorgen im Golden Temple






Ana mit einer Sikh-Familie








Am Eingang zum Tempel





Tempel von aussen


Milon (Tschech. Republik) im Nachtzug







Natalia, Linda, Indre, Daniel



Daniel und ich noch mit Gepeack im Tempel






















Sodele, mal wieder ganz viele Bilder, wobei ich leider mit einem falsch gedrehten Bild anfange und aufhoere. Von unten nach oben kommen erstmal ein paar Fotos von der Hochzeit letzte Woche. Zunaechst Natalia und Dana im Sari, dann Fotos von der Hochzeit selbst. Darueber sitze ich mit Claudia und Natalia wartend im Hyatt.
Unsere Fahrt nach Amritsar ging letzten Freitag bei erstaunlich kaltem Wetter an der New Delhi Train Station los. wir wollten ueber Nacht mit dem aus Mumbai (!) kommenden Nachtzug "Golden Temple Express" fahren, der zu unser aller Ueberraschung in Delhi bereits auf dem Gleis stand und sich auch relativ puenktlich in Bewegung setzte. Wie in Indien ueblich, fanden wir unsere Namen auf einer Liste wieder, die auf der Waggontuer klebte. Trotzdem waren unsere Plaetze natuerlich besetzt und es kostete einige Ueberzeugunskraft, bis die Maenner sich andere Plaetze gesucht haben;-). Immerhin hatten wir alle eine eigene Liege und konnten nachts auch etwas schlafen, wobei der Zug dauernd an Bahnhoefen gehalten hat und es dann jedes Mal wahnsinnig laut wurde, da nicht nur die Ansagen brutal laut waren, sondern auch staendig Verkaeufer durch den Zug liefen und schreiend ihre Sachen angeboten haben:" Chai Chai Chai Chai Chai- Chaaaaaaaai", oder "Bhem Puri, Bhem Puri, Bhem Puri, Bhem Puuuuuuri" und " Softdrink, Softdrink, Coffee, Softdrink..."
Um 6:30 Uhr am Samstagmorgen sind wir dann total uebermuedet in Amritsar eingetroffen und dann das- es war stockdunkel, es hat geregnet und es war richtig kalt- willkommen zurueck im Winter. das hatte sich aber schon in Delhi angekuendigt: Es wurde letzte Woche taeglich kaelter und leider hat es im noch noerdlicheren Amritsar an unseren zwei Tagen eigentlich pausenlos geregnet- dazu ein richtig frischer Wind. Gestern nacht war es dann auch in Delhi soweit- es hat so stark geregnet, dass am Morgen sogar die Strassen in M.Nagar z.T. ueberflutet waren...
Da wir nicht wussten, wohin, sind wir gleich mal in den Golden Temple gegangen, in dem man auch um 7 uhr morgens und mit Gepaeck mit offenen Armen empfangen wird. Auf einem der Bilder sieht man den weissen, wirklich herrschaftlich aussehenden Tempel von aussen. man muss dann Schuhe und Socken ausziehen, durch ein Fussbad laufen und sollte dann gegen den Uhrzeiger um den sogenannten Nektarpool gehen ("Amritsar"). Alles ist wunderschoen in weissem Marmor gehalten, in der Mitte der Haupttempel, der golden geschmueckt ist und in dessem inneren die Originalkopie des Adi Grant (wie die Bibel) liegt. Wenn man um den Pool (in dem viele Sikhs ein heiliges Bad nehmen) an den tollen Gebaueden und Tempeln entlang laeuft, bekommt man ein ganz spirituelles Gefuehl, da ein niemals unterbrochener Gesang mit Versen aus dem Adi Grant ueber Lautsprecher in die ganze Anlage uebertragen wird. Auch zu sehen ist ein Foto vom Eingangsbereich mit den orangenen Waechtern und Bilder von uns an dem Pool. Als Auslaender wird man von den Sikhs aeusserst freundlich behandelt, wird staendig zum Tee eingeladen und freundlich auf die Fehler hingewiesen, die man als Fremder halt so macht, etwa dass Fotos nur um den Pool herum erlaubt sind, oder wenn die Kopfbedeckung, die man am Eingang kostenlos bekommt, nicht richtig sitzt. Wenn man den inneren, heiligen Tempel besucht hat (der war am Sonntag wahnsinnig voll), bekommt man am Ausgang diese superleckere Suessigkeit, die die Sikhs staendig ausgeben. Sie sieht wie brauner Glibber aus und heisst" Moong dal Halewa" und schmeckt unglaublich gut.
Die Haelfte unserer Gruppe hat sogar kostenlos im Tempel in einer Unterkunft nur fuer Auslaender uebernachtet. Ich und drei andere haben sich ganz in der Naehe ein billiges Hotelzimmer gesucht, vor allem weil wir nach der Nacht im Zug und durchnaesst vom Regen unbedingt duschen wollten.
Nach den Tempelbildern kommen zwei Bilder aus den Strassen Amritsars. Ausser dem sauberen und wunderschoenem Tempel ist Amritsar wirklich scheusslich: Die Haeuser sind heruntergekommen, es gibt keine Fusswege, bei regen nur Schlamm und Pfuetzen, viele Bettler, unglaublich chaotischer Verkehr und ueberhaupt viel mehr aermerer Leute als in Delhi. Aber der Eindruck war auch besonders negativ, weil es grau, kalt und regnerisch war. Darueber ein Foto von Daniel und Natalia in einem Caffee.
Nach einem schoenen Mittagessen dann das Highlight, das alle Amritsar-Touristen machen muessen: Mit der Rikscha sind wir zur 30 km entfernten Wagah-Border, also der indisch-pakistanischen Grenze gefahren, wo jeden Abend ein Spektakel stattfindet, dass mich auch drei Tage spaeter noch umhaut und fuer uns Europaer sowas von bizarr ist. In der Mitte ein Zaun, gibt es auf beiden Seiten riesige Tribuenen, die sich vor beginn der Zeremonie immer besser fuellten. Auf beiden Seiten viele Schulkinder und eine unglaublich patriotistische Stimmung- wie in einem Fussballlaenderspiel. Auf den Fotos sieht man erst den indischen, dann den pakistanischen "Fanblock". Vor Beginn auf beiden Seiten patriot. Lieder wie etwa " Hindustan, Hindustan, Hindustan" in verschiedenen Melodien. Auf einmal stellen sich die indischen Soldaten vor uns und "verabschieden" sich von ihren Landsleuten um dann in einem unglaublich schnellen Stechschritt und unter dem Gejohle tausender Kehlen auf das Torgitter zuzulaufenm. das gleiche passiert auf pak. Seite. Das Tor wird aufgerissen, die Soldaten treffen sich, geben sich kurz die Hand und rennen wieder zurueck. Am Schluss werden dann die Fahnen eingeholt, wobei peinlich genau darauf geachtet wird, das keine Fahne hoeher haengt, als die andere. Auf unserer Seite waren viel mehr Leute, darunter ca 100 Touristen- die Inder scheinen stolz zu sein, die Touristen auf ihrer Seite zu haben, wir wurden genau so gestellt, dass die Pakistaner uns sehen konnten- auf pak. seite war kein einziger Tourist! Die Inder haben getanzt und die ganze Zeit "HINDUSTAN ZINDABAD" (" Long Live Hindustan") und "Vande Mataran" ("I salute my motherland") gerufen. Die Pakistaner waren aber deutlich lauter, was vor allem daran lag, dass die fast nur agressiv aussehende und gruen-weisse fahnen schwenkende junge Maenner am Start hatten, die nur "Pakistan, Pakistan" skandiert haben- das hat mich irgendwie ein bisschen an die Ultras in dt. Stadien erinnert;-). die wenigen Frauen, die da waren, waren natuerlich tief verschleiert. Das ganze hat mich echt fasziniert, und man kann sich nur seinen Teil zum Verhaeltnis dieser Laender denken, wenn man bedenkt, dass diese Show jeden Tag stattfindet!!
Ausser im Tempel waren wir noch (oberste Bilder) am Sonntag Morgen bei stroemenden Regen in der gedenkstaette Jalliianwalla Bagh, wo dem Jahr 1919 gedenkt wird, an dem eine friedliche Demonstration tausender Inder in einem Blutbad endete, weil der englische General Dyer seinen Soldaten befohlen hat, einfach mal in die Menge zu schiessen. Bei der entstehenden Panik kamen tausende Inder in furchtbarer weise zu Tode- ein Ereignis, das fuer die indische Unabhaengigkeitsbewegung auesserst wichtig war.
Auf der Rueckkfahrt war der Zug 2 Stunden verspaetet und wir sind erst um 1 Uhr in Delhi angekommen- der Montag war auf der Arbeit wieder eine Qual...Wieder ein Wahnsinnserlebnis, denn auf einer solchen Zugfahrt erlebt man Unglaubliches: Von bettelnden Kleinkindern ueber auf dem Boden kriechenden Krueppeln, agressive Ehemaenner, die ihre Frauen schlagen wollen, wahnsinnig nette indische Familien, die sich staendig mit uns Auslaendern unterhalten wollten, wieder die Verkaeufer, Sikhs, Hindus, Muslime, ein immer fuerchterlicher werdender Uringestank und und und...
So ich muss jetzt arbeiten! Ich habe nun interesse am Sikhismus gefunden und werde Buecher darueber kaufen, wenn Ihr moechtet, koennt ihr darueber ja bei Wikipedia lesen;-)
Viel spass Euch allen morgen in Koeln- der Wahnsinn wird wieder los sein- Weiberfasnacht und ich bin nicht dabei;-( Aber Wagner, ein Brasilianer, der in Gurgaon wohnt, will am Samstag eine riesige Karnevalsparty feiern, auf die ich mich schon echt freue...
Viele Gruesse und bis zum naechsten Mal!!